Zwischen Herkunft und Freiheit: selbst. bewusst. sein.
In diesem Blogartikel geht es um persönliche Entwicklung – einen Weg, der mit der Reflexion des eigenen Ursprungs beginnt. Über die Aussöhnung mit unserer familiären Prägung führt er uns hin zu mehr innerer Freiheit und Selbstbestimmung. Dieser Beitrag richtet sich an alle,
- die spüren, dass etwas nicht stimmt – und sich verändern darf,
- die mit ihren eigenen Denk- und Verhaltensmustern hadern,
- die sich noch nicht mit ihrem familiären Ursprung versöhnt haben,
- die sich fragen, wie sie ihre Kinder erziehen möchten
- oder die es herausfordernd finden, ihr Leben nach den eigenen Werten und Bedürfnissen auszurichten.
Unsere Wurzeln: Wir sind die Kinder unserer Eltern
Die Persönlichkeitspsychologie weiß heute, dass ein Teil unserer grundlegenden Eigenschaften – etwa Temperament oder emotionale Reaktionsmuster – genetisch mitbestimmt ist. Der andere Teil entsteht durch frühe Prägungen: durch unsere Eltern und Bezugspersonen, die uns – oft in bester Absicht – so formten, wie sie es für richtig hielten.
Dabei gaben sie nicht nur ihre eigenen Wert- und Moralvorstellungen weiter, sondern auch jene der Gesellschaft, in der sie lebten. Mit Gesellschaft meine ich ihr Umfeld, ihre Kultur, das Land und die soziale Gemeinschaft, die uns umgeben. All das prägt, wer wir werden.
Mit Glück geht diese Absicht auf und die Kinder werden zu starken, gesunden und resilienten Menschen, die ein zufriedenes Leben führen. Oft ist das jedoch nicht der Fall. Menschlich – allzu menschlich, um mit Nietzsche zu sprechen, ist es, dass wir als Erwachsene die einen oder anderen Stolpersteine zu überwinden haben. Nicht alle Prägungen, die wir in unserer Familie erfahren haben, erweisen sich im heutigen Leben als hilfreich oder förderlich.
Beispiel: Vom Überleben zum Leben
Die Nachkriegsgeneration musste durchhalten, die Zähne zusammenbeißen und unendlich viel arbeiten. In jener Zeit sicherten Werte wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Engagement das Überleben. Heute – in Zeiten des Friedens (in Deutschland) und relativen Wohlstands – kämpfen wir in unserem Land selten ums Überleben. Dennoch handeln viele von uns noch immer nach den erlernten Mustern der Vergangenheit und leisten über die eigenen Grenzen hinaus. Der technologische Fortschritt erlaubt es, ständig verfügbar zu sein – von überall, zu jeder Zeit. Das Belastungslevel steigt. Wir funktionieren, als wären wir pausenlos im Überlebensmodus.
Diese „Kompetenz“ haben wir – oft unbewusst – von unseren Eltern übernommen. Sie kann hilfreich sein, etwa in Krisenzeiten. Doch sie kann auch bedrohlich werden, wenn sie uns daran hindert, Ruhe zuzulassen. Das Risiko, sich zu erschöpfen, wächst.
Für mich sind das die Schatten – die Geister unserer Vergangenheit. Sie begleiten uns still, steuern und lenken unser Verhalten. Flüstern uns zu, wie wir zu sein haben. Doch sie sind nicht immer hilfreich. Manchmal werden sie zur Last, erzeugen Stress und Leid. Sie wahrzunehmen, zu erkennen und aufzuspüren – mit ihnen zu tanzen, sie von allen Seiten zu betrachten – wird unerlässlich, wenn wir uns von ihnen befreien wollen.
Sich selbst bewusst werden
Wenn wir beginnen, uns selbst zu reflektieren und uns ehrlich zu fragen, wie es uns wirklich geht, treten wir Schritt für Schritt in Kontakt mit den Geistern unserer Vergangenheit. Wir können prüfen, welche Anteile uns noch dienlich sind, welche wir in den Keller zurückschicken dürfen – und welche sich vielleicht verwandeln lassen.
Das ist keine leichte Aufgabe. Dieser Prozess der persönlichen Entwicklung geschieht nicht über Nacht, sondern ist ein – vielleicht lebenslanger – Weg. Ein Weg hin zu mehr Freiheit und innerer Zufriedenheit. Für mich bedeutet das, sich seiner selbst bewusst zu werden: zu erkennen, wo wir herkommen, wo wir gerade stehen und wohin wir uns entwickeln möchten – mit all den Grenzen und Möglichkeiten, die wir aus unserem Ursprung mitbringen.
Aussöhnung als Entwicklungsschritt
Zur Aussöhnung mit dem, was war, gehört für mich, dass wir die Menschen, die uns geprägt haben, nicht ablehnen, sondern versuchen, ihre Perspektive einzunehmen. Heute – als Erwachsene – können wir differenziert betrachten, zu welchen Menschen wir durch sie geworden sind. Wir dürfen erkennen, dass Verhaltensweisen, Denk- und Wertmuster zwar Gutes in sich trugen, uns in unserer heutigen Welt aber nicht immer hilfreich sind.
Es geht darum, von Schuldzuweisung hin zu Empathie zu gelangen – verbunden mit einer klaren Abgrenzung vom Alten und einer Entwicklung hin zu unserem eigenen Weg, unseren eigenen Werten und Überzeugungen.
Manchmal bedeutet das, dass nur noch Weniges bleibt, was uns mit unserer Familie und unseren Bezugspersonen eint. Dann gilt es, neue Formen des Miteinanders zu finden, in denen unsere eigenen Bedürfnisse geachtet werden. Vielleicht führt gerade dieser Perspektivwechsel aber auch zu mehr Akzeptanz – zu einem tiefen Verständnis für Verschiedenheit und zu gegenseitiger Achtung.
Im Oktober 2025 habe ich dazu folgenden Text verfasst, der für mich diese Reise ganz gut beschreibt:
selbst. bewusst. sein.
Was für eine spannende Entwicklung.
Als Kind war ich.
Dann hörte ich, du bist so nicht richtig – du musst Dich ändern. Damit du geliebt, versorgt wirst. Wir uns keine Sorgen um Dich machen müssen.
Du lebst mit diesen Worten im Ohr, im Herzen, hinterfragst nicht, weil es ja Liebende waren, die „Gutes“ für Dich wollten.
Es kostet Anstrengung zu sein, den Anforderungen stets zu genügen, sich anzupassen. Du nimmst dies auf Dich. Nur so richtig glücklich bist du damit nicht.
Du bist unsicher, zweifelst, ob es nun genügt, ob du endlich ausreichst. Wie schön, wie schlank, wie klug sollst du sein? Wann ist es richtig? Wann ist es genug? Wann bist du genug?
Es ist nie genug – du kämpfst weiter.
Es folgen Jahre nicht nur der Anstrengung, sondern auch des Leids.
Du beginnst zu grübeln, sprichst mit anderen und kommst ins Zweifeln, ob die Wahrheit Deiner Familie auch jene der Welt ist – ist sie und sollte sie jene Deiner Welt sein? Wie soll ES sein? Wie darfst DU sein? Und vor allem wie WILLST du sein?
Du machst Dich auf Deinen Weg. Du schaust nach rechts und links – du befreist Dich vom Spinnennetz der Vergangenheit, ganz langsam – und legst frei, was da ist. Du beginnst nach dem zu leben, was Dir wichtig ist, was du brauchst, um ein glückliches, zufriedenes und gesundes Leben zu führen.
Ein Leben geprägt von Freiheit & Leichtigkeit in Verbindung zu Dir selbst und mit anderen.
Ich wünsche Dir, dass dieser Blogartikel einen neuen Blick auf Deinen Ursprung sowie einerseits Akzeptanz wie auch Entwicklung möglich werden lässt. Benötigst du Unterstützung auf diesem Weg melde Dich gern jederzeit.
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