Wenn der schwarze Hund vorbeischaut

Wenn der schwarze Hund vorbeischaut

Der schwarze Hund

Im Rahmen der MHFA-Ausbildung haben wir uns gemeinsam den sehr kurzen, dafür umso eindrücklicheren Film „Der schwarze Hund“ angeschaut. Der Film macht den Charakter von Depression sichtbar, wie Worte es selten können. Er erinnert uns: Depression ist nicht nur eine “Stimmung “, eine „Laune“, vor allem keine Schwäche, sondern eine ernst zu nehmende und zum Glück behandelbare Erkrankung.

Der Begriff „schwarzer Hund“ geht auf Winston Churchill zurück, der so seine eigenen Depressionen bezeichnete, wie ich heute in einer 37 Grad Doku erfuhr. Mit dieser Metapher beschrieb Churchill eine ständige, bedrückende Begleiterscheinung seiner psychischen Verfassung, die er mit verschiedenen Aktivitäten wie Spaziergängen, Malen und vor allem Alkohol zu bekämpfen suchte. Durch Churchills Verwendung erlangte diese Metapher große Bekanntheit und wird heute oft verwendet, um Depressionen greifbarer zu machen. 

Kennzeichen einer Depression

Eine Depression verändert, wie wir fühlen, denken und handeln. Typisch sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Verlust an Freude und Interesse, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen oder Schuldgefühle. Manchmal fühlt sich selbst das Aufstehen am Morgen an, als würde man einen Berg besteigen. Und das Schlimmste: Viele glauben, sie müssten „einfach durchhalten“. Oftmals leider auch dadurch bedingt, dass es nicht leicht ist, einen freien Therapieplatz zu finden.

Burnout oder Depression?

Zwei Begriffe, die oftmals vermischt werden. Burnout beschreibt ein arbeitsbezogenes Erschöpfungsphänomen. Die Depression dagegen ist ein Krankheitsbild, das alle Lebensbereiche erfassen kann. Beides ist ernst zu nehmen. Beides braucht Unterstützung. Mehr dazu in meinem Artikel: Burnout und Depression – eine Orientierungshilfe zur Abgrenzung, erschienen im November 2023 im Blog des Systemischen Netzwerks.

Meine Kollegin Inga Henn ergänzte auf Social Media, dass inzwischen in der ICD 11 der berufliche Kontext erweitert wurde und ein Burnout nun auch im häuslichen und pflegerischen Kontext anerkannt wird.

Du bist nicht allein!

In Deutschland waren im Jahr 2022 etwa 9,49 Mio. Menschen von einer diagnostizierten Depression betroffen – das entspricht rund 12,5 % der Bevölkerung. (Quelle: AOK, Gesundheitsatlas Deutschland, 2024)

Ich bin überzeugt: Aufklärung ist der erste Schritt zur Entstigmatisierung und damit auch zu schnellerer Hilfe für Betroffene. Daher engagiere ich mich als Systemische Beraterin und MHFA Ersthelferin für psychische Gesundheit – ein Programm, das Menschen befähigt, in Krisen frühzeitig und achtsam zu reagieren. So selbstverständlich, wie wir auch bei körperlichen Verletzungen Erste Hilfe leisten würden.

Was wir tun können – als Freund:in, Kolleg:in, Partner:in

  • Zuhören – ohne Bewertung, ohne „Du musst nur …“.
  • Verbundenheit zeigen: „Ich sehe dich. Du bist nicht allein.“
  • Ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen.
  • Und die eigenen Grenzen achten – Mitgefühl braucht Selbstfürsorge.

Hilfsangebote

Mein Wunsch

Lasst uns über psychische Gesundheit so offen sprechen, wie über körperliche. Jede:r kann einmal „den schwarzen Hund“ treffen – aber niemand muss ihn allein ausführen. Wie erlebst du dies? Was hat Dir – oder Menschen in Deinem Umfeld – geholfen, über psychische Belastung zu sprechen oder Hilfe anzunehmen?

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