NURSE-Modell

Das NURSE-Modell ist ein wissenschaftlich fundiertes Kommunikationsmodell, das speziell für den Umgang mit den Gefühlen von Patientinnen und Patienten im medizinischen Kontext entwickelt wurde. Es dient dazu, emotionale Äußerungen professionell, empathisch und strukturiert aufzugreifen und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu verbessern.
Das Akronym NURSE steht für fünf zentrale Techniken:
- Naming: Offene Benennung der Emotionen, die der/die Patient:in zeigt oder äußert. Beispiel: „Sie wirken sehr besorgt.“
- Understanding: Ausdruck von Verständnis für die Gefühle des/der Patient:in. Beispiel: „Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie sich in dieser Situation Sorgen machen.“
- Respect: Anerkennung und Respekt für die bisherigen Bewältigungsversuche oder die Offenheit des/der Patient:in zeigen. Beispiel: „Ich finde es bemerkenswert, wie offen Sie über Ihre Gefühle sprechen.“
- Support: Unterstützung anbieten und Möglichkeiten zur Problembewältigung aufzeigen. Beispiel: „Ich bin da, um Sie zu unterstützen. Wir finden gemeinsam einen Weg.“
- Exploration: Nachfragen, um weitere Faktoren oder Hintergründe zu den Emotionen zu ermitteln. Beispiel: „Können Sie mir mehr darüber erzählen, was Sie gerade besonders belastet?“
Das Modell ist kein starrer Gesprächsalgorithmus, sondern ein flexibler Handlungsrahmen. Die Reihenfolge der Schritte kann je nach Gesprächssituation angepasst werden, wobei es hilfreich ist, die Benennung der Emotionen frühzeitig einzubringen, um Missverständnisse zu vermeiden. Ziel ist eine patientenzentrierte Kommunikation, die emotionale Bedürfnisse ernst nimmt und die therapeutische Beziehung stärkt.
Das NURSE-Modell lässt sich in vielen Kontexten einsetzen, zum Beispiel im medizinischen Gespräch, aber auch bei schwierigen Familiengesprächen, im beruflichen Feedback oder in der Begleitung von Trauerprozessen.
Warum ist das NURSE-Modell so wirksam?
Die einzelnen Schritte des NURSE-Modells sind psychologisch durch verschiedene Theorien und Konzepte untermauert, die sich aus der Kommunikationspsychologie, der klientenzentrierten Gesprächsführung und der Emotionsforschung ableiten lassen:
Zusammenfassend basiert das NURSE-Modell auf der klientenzentrierten Gesprächsführung nach Carl Rogers, bei der Empathie, Wertschätzung und Kongruenz im Mittelpunkt stehen. Es integriert zudem Elemente der Emotionspsychologie (Validierung, Spiegeln) und der Bedürfnisorientierung (Maslow), um eine unterstützende, respektvolle und explorative Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Falls du spürst, dass du in emotional aufgeladenen Gesprächen an Grenzen kommst, lohnt sich ein Kommunikationstraining oder Coaching. Im systemischen Coaching lernst du, wie du mithilfe von Modellen wie NURSE schwierige Gespräche souverän und authentisch führst.
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